Station der Audiotour Gedenk-Orte in Herxheim
Augustin Peters starb am 3. November 1821; er war acht Jahre, drei Monate, fünf Tage alt. Die besondere Erscheinungsform des Grabsteins wie auch der Umstand, dass einem acht-jährigen Kind ein solch repräsentativer Grabstein gesetzt wurde, hinterlässt Fragen, denen auf den Grund zu gehen hier versucht wird.


Der Grabstein wurde nach Errichtung der Friedhofshalle 1968 und bei der Gestaltung deren Umgebung vom Friedhof an seinen jetzigen Standort versetzt. Das Grabmal wurde auf Initiative und auf Kosten der Familie Wolfgang Adam durch die Firma Hoffmann aus Knittelsheim renoviert.
Man darf annehmen, dass der Knabe so etwas wie der Familienmittelpunkt, der Sonnenschein der Familie war und sein Tod die Familie umso schmerzlicher traf.
Ein Kindergrab solchen Ausmaßes lässt auf eine wohlhabende Familie schließen. In der Tat wird Conrad Peters, der Vater von Augustin in den Personenstandsbüchern als „Kaufmann“ geführt, wie schon dessen Vater, der vor 1750 aus dem Fürstbistum Lüttich nach Herxheim eingewandert war.
Die klassizistische Form lässt sich aus der Zeit erklären, denn das letzte Drittel des 18. und das erste Drittel des 19. Jahrhunderts gilt als die Kernzeit des Klassizismus. Gleichwohl die Förderung des Klassizismus durch König Ludwig I. von Bayern erst mit und nach dessen Regierungsantritt 1825 vorangetrieben wurde, so gilt doch zu bedenken, dass der kleine Augustin auf die Welt kam, als die linksrheinischen Lande, und damit die Pfalz und Herxheim, noch Teil des napoleonischen Kaiserreiches waren, in welchem der Klassizismus als Revolutionsstil gepflegt und unter Napoleon als Empirestil ausgebildet war. Da hinein kann das vor uns stehende Grabmal am besten eingeordnet werden, ein Kind des Empire.
Der Blick in die Familiengeschichte lässt den Grabstein ein wenig auch zum Denkmal für die Kindersterblichkeit jener Zeit werden. Denn das Ehepaar Peters hatte 12 Kinder, die mehr oder minder im Zweijahresabstand das Licht der Welt erblickten – nichts Ungewöhnliches für jene Zeit -, sieben Mädchen und fünf Knaben; drei davon starben im Kleinstkindalter. Als Augustin 1821 aus der Welt schied, waren seine beiden ältesten Schwestern schon verheiratet und wahrscheinlich außer Haus. Man darf annehmen, dass der Knabe so etwas wie der Familienmittelpunkt, der Sonnenschein der Familie war und sein Tod die Familie umso schmerzlicher traf. Dies kann erklären, warum der Grabstein relativ monumental ausgefallen ist, wozu die Familie ganz offensichtlich auch das Geld hatte.
Interessant auch die Feststellung, dass der Familienname Peters von keinem der Kinder dieser Familie in die nächste Generation weiter gegeben wurde und möglicherweise den Grund dafür abgibt, dass der Familienname 1864 in Herxheim „ausstirbt“.